Einführungsrede von Dr. Helmut Orpel
„Remembering Iceland“, so der Titel eines neuen Bilderzyklus der Malerin Monika Maier-Speicher, evoziert die Vorstellung von Landschaften als Spiegelbilder der Seele. Diese romantische Idee der Malerei trifft allerdings hier nur bedingt den Kern. Bei näherer Betrachtung erschließen sich verborgen liegende Ebenen. Es gibt die impressionistische Schicht und auch die informelle, abstrakte, die weit über den dokumentarischen Bezug auf die Örtlichkeit hinausgeht. Diese Kompositionen entwickeln sich aus einem Wechselspiel zwischen der konkreten Begegnung mit der Natur und dem freien Spiel der Kräfte auf der Malerleinwand. Der künstlerische Prozess zielt darauf ab, beide, sehr unterschiedliche Quellen zusammenfließen zu lassen. Das Resultat ist ein Werk, in dem sowohl die Erinnerung als auch die Kraft von Duktus und Farbe eingeflossen sind.
Die gewaltige Natur Islands ist für Maier-Speicher eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. Sie hat sich deren geheimnisvolle Schönheit bei unterschiedlichen Aufenthalten innerhalb eines Zeitraums von mehreren Jahren erschlossen. Dabei führten sie ihre Wanderungen auch in sehr abgelegene Gebiete. Immer wieder zog sie diese geheimnisvolle Landschaft mit ihren Vulkanen, Geysiren und Gletschern magisch an.
Die sichtbare Natur bildet hier aber nur den äußeren Anlass, der die einzelnen Werke ihrer aktuellen Serie miteinander verbindet. Ebenso die farbliche Grundstimmung: Momentaufnahmen der Unendlichkeit des Werdens und Vergehens, die gewaltige Wucht der Schöpfung und die Erfahrung der Flüchtigkeit des Augenblicks unserer eigenen Existenz fließen hier mit ein. Deshalb wirken diese Bilder sogar im kleinen Format monumental, und kommen dadurch auf besonders intensive Art und Weise dem geheimnisvolle Charakter Islands nah. Dort, an der äußersten Grenze der Welt, in der wir uns heimisch fühlen, spürt der Mensch seine Endlichkeit: „Es ist die Gewalt der Natur, das Zusammenwirken von Wassermassen und glühender Lava, die Island diese einzigartige Prägung verleiht. Indem man sich wandernd die Landschaft erschließt, entsteht ein Gefühl für die Macht der Naturkräfte“, erklärte sie bei einem Atelierbesuch in Sankt Ingbert, wo die in Singen/Hohentwiel geborene Künstlerin seit vielen Jahren lebt.
St. Ingbert ist auch der Geburtsort von Albert Weisgerber (1878-1915). Die Auseinandersetzung mit dessen Malstil hat in
Maier-Speichers Islandbildern ebenfalls Spuren hinterlassen. Ähnlich wie Weisgerber setzt sie auf magische Bildräume.
Die
Künstlerin verfügt nicht nur über profunde praktische Erfahrung auf dem Gebiet der künstlerischen Techniken, sondern ist auch promovierte Kunsthistorikerin. Ihre Doktorarbeit hat sie über Otto
Greis, den Mitbegründer der Künstlergruppe Quadriga, geschrieben. Sie ist Mitglied der GEDOK Heidelberg, des BBK Saar und leitet im Saarland die Künstlergruppe STEINBERG.
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