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Rezension von Heide-Marie Lauterers Roman "Mörderisches Rollback" von Marion Gottlob

Gleich zwei Tabu-Themen in einem Krimi

 

Heide-Marie Lauterers Roman "Mörderischer Rollback" spielt in Heidelberg, Weinheim und auf dem Rücken der Pferde

 

Von Marion Gottlob

Was bedeutet ein „Rollback“ in der Reiter-Welt? Stopp aus vollem Lauf mit dem Pferd und kehrt. Gar nicht einfach. Doch aus dieser Idee hat die begeisterte Reiterin Heide-Marie Lauterer einen mörderisch-interessanten Krimi rund um Heidelberg und Weinheim entwickelt. Die Story ist mit leichter Hand geschrieben. Also nur lockerer Lesestoff? Nein, es ist viel mehr. In eine komplizierte Mörder-Suche hat die Autorin gleich zwei große Tabu-Themen verpackt. Sie schreibt von sexuellen Begierden und Rachegelüsten von Jugendlichen gegenüber Kindern. Und sie behandelt die Eifersucht zwischen Mutter und Tochter und gibt damit dem Freudschen Ödipuskomplex ein weibliches Gesicht – ein wichtiger Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs.

Der Krimi startet tatsächlich mit dem Motiv des Rollback. Die Heldin Vera bewältigt die Aufgabe mit ihrem Pferd „Alles Paletti“ so gut, dass ihre Trainerin begeistert sagt: „Genial! Nächstes Jahr geht ihr zusammen auf die Deutsche Meisterschaft.“ Vera ist verblüfft: „In meinem Alter? Ich gehe so langsam auf die 40 zu.“ Doch dann leitet das Schicksal für die erfolgreiche Vera einen ganz eigenen Roll-back ein: Ihr Freund Gerson trennt sich von ihr, sie kann alleine die hohe Miete für die Wohnung nicht mehr zahlen und muss umziehen.

Nicht nur das. Die passionierte Reiterin muss ihr Pferd verkaufen, denn das Geld reicht tatsächlich vorne und hinten nicht mehr. Zu allem Überdruss betritt die 13 Jahre alte Pflegetochter Maxi gerade jetzt das Land der Pubertät und testet die Geduld ihrer Adoptiv-Mutter Vera aus. Ja, die Jugendliche droht sogar damit, Vera als „Mutter“ sitzen zu lassen. Das alles ist gewürzt mit sehr viel Humor: Denn Vera macht trotz finanzieller Probleme eine Online-Ausbildung zur Privatdetektivin. Als ihr Onkel, ein im Odenwald bekannter Hufschmied, ermordet aufgefunden wird, besinnt sie sich auf die frisch eingepaukten Regeln und versucht, sich gegenüber der Polizei zu behaupten – lustig. Je weiter sich die Geschichte entwickelt, desto mehr nimmt jedoch ein Grausen überhand. Eindrücklich zeigt die Schriftstellerin, wie Droh-Emails das Gefühl von Sicherheit und Zuversicht zerstören.

Die Historikerin Lauterer promovierte über die „Diakonissen in der Zeit des Nationalsozialismus“. Mit einer Geschichte der „Parlamentarierinnen in Deutschland von 1918 bis 1949“ gewann sie den Wolf-Erich-Kellner-Preis. Sie war unter anderem Lehrbeauftragte an den Universitäten Heidelberg und Hamburg, Mitarbeiterin der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Mitarbeiterin der Max-Weber-Gesamtausgabe. Sie hat schon mehrere Reiter-Krimis und den Roman „Das blaue Album“ über die Schuldfrage aus der Zeit des Dritten Reichs geschrieben.

Als Heidelbergerin kennt sie unsere Region bestens. Der Leser besucht mit Vera eine schicke Wohnung in der neuen Bahnstadt und Cafés in Neuenheim. Man erkennt die karge und verzauberte Landschaft des Odenwalds. Die Krimi-Autorin entführt ihre Leser aber auch in die ungewissen Landschaften des Unbewussten. Vielleicht gerade weil sie auf eine nüchterne Art auf Klischees und Romantik verzichtet, wird der Roman zu einem Abbild des modernen Lebens. Ein richtiges Lese-Abenteuer mit Happy-End.

 

Info: Heide-Marie Lauterer: „Mörderischer Rollback“. Spiritbooks, 220 Seiten. 14,90 Euro. 

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