Bei Anruf Poesie

Ausklang - Konzert in der Klosterkirche  Hirschhorn am 07.07.2021

Fünf Literatinnen der Künstlervereinigung GEDOK Heidelberg („Gemeinschaft Deutscher und Oesterreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen“) trugen die Idee der UNESCO City of Literature – die Stadt Heidelberg ist dort Mitglied – ins Haus Philippus weiter. Dabei haben sie in der ersten Maiwoche telefonisch Kontakt zu Seniorinnen und Senioren im Haus aufgenommen und ihnen Gedichte vorgetragen. Vor allem die Gedichte, des Heidelberger Mitglieds, der Poetin Gerhild Michel, fanden dabei Anklang. Freude schenken in kontaktbeschränkten Zeiten – das stand hinter der Idee der GEDOK-Künstlerinnen.

Hier dürfen wir nun zwei Gedichte von Gerhild Michel veröffentlichen.

 

So kommt der Frühling

 

Erst die Mütze abnehmen

dann die Handschuhe

in die Mütze gelegt

jetzt den Mantel aufknöpfen

das Tuch vom Hals lösen

sich schnell mal bücken

nach einem Schneckenhaus

unter einem Strauch

dann sich hinsetzen

auf eine Bank

in der warmen Sonne

die Augen schließen

und mit einem Lächeln im Gesicht

in der Hand das leere

Schneckenhaus fühlen

 

 

Mein Apfelbaum

 

Er traut dem Wetter nicht
seit vielen Tage sind
seine roten runden Knospen
fest verschlossen
an langen grünen Stielen
immer fünf vereint
wie kleine Hände
die sich öffnen wollen
und doch Fäuste bleiben

Mit der warmen Frühlingssonne
sind seine Knospen aufgegangen
jetzt steht mein Apfelbaum
voller rosig weißer Blüten
wie ein mit Porzellan
gedeckter Tisch

 

Beitrag von Caroline Astfald in Frühjahrs Mitteilungen aus dem Haus Philippus Heidelberg

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